Nachhaltigkeit und ESG: Unternehmen mit neuen Ideen

Zukunftsfähige Unternehmen sind nicht trotz, sondern wegen ihrer Strategien rund um ESG und Nachhaltigkeit erfolgreich. In einer Serie stellen wir spannende Best-Practice-Beispiele aus aller Welt vor. Hier ist Teil 1.
11.08.2023
6 Minuten Lesezeit
Nachhaltigkeit und ESG: Unternehmen mit neuen Ideen
Sven Ole Schubert
Sven Ole Schubert
NAWIDA Redaktion

Bei NAWIDA ist Nachhaltigkeit Teil unserer Mission – ökonomisch, ökologisch und sozial. Deshalb wollen wir auch hier im Magazin regelmäßig Best-Practice-Beispiele aus aller Welt vorstellen, bei denen Unternehmen nachhaltig handeln und sich im Businessalltag an ESG-Kriterien orientieren. Wettbewerbsfähig bleiben, die Erwartungen von Kunden und Geschäftspartnern adressieren und übertreffen, Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein in die Unternehmensstrategie integrieren: Es gibt viele Gründe, diesen Weg zu gehen. Technologische Entwicklungen, wie die Digitalisierung und künstliche Intelligenz, unterstützen diese Entwicklung. Hier sind einige spannende Beispiele. 

Es geht um mehr als Gewinn

Das Ziel von Unternehmen ist nach wie vor, wirtschaftlich zu bestehen und sich weiterzuentwickeln. Doch für immer mehr Firmen steht nicht mehr allein der Gewinn im Mittelpunkt. Ihnen geht es um gesellschaftlichen Mehrwert, zufriedene Mitarbeitende, um „sozial und ökologisch bessere Lösungen für Kunden und andere Stakeholder“, wie das renommierte Zukunftsinstitut aus Frankfurt am Main schreibt.

Dass diese Entwicklung mehr als ein Trend ist, beweist die aktuelle Liste des TIME-Magazins der 100 einflussreichsten Unternehmen weltweit. Darin sind zahlreiche etablierte Firmen und Startups vertreten, die das Thema Nachhaltigkeit im Fokus haben. Manche verbinden ihren wirtschaftlichen Erfolg mit sozialen Initiativen oder Maßnahmen im Umweltschutz. Bei anderen basiert das Geschäftsmodell auf Energieeffizienz oder darauf, einen positiven Impact in der Gesellschaft zu leisten.

Mit Hightech gegen Emissionen

Die Firma LanzaTech verwandelt mit ihrer patentierten Technologie CO2 aus Industrieanlagen oder landwirtschaftlichen Rückständen in neue Materialien. Diese nutzen inzwischen Marken wie Bridgestone oder Nivea, um Autoreifen, Kosmetikartikel oder Bekleidung herzustellen. Im neuesten Projekt werden damit die Emissionen eines belgischen Stahlherstellers um 3,9 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt.

Hightech nutzt auch Kayrros: Mit Hilfe von Satellitenbildern, künstlicher Intelligenz und Geoanalytik kann das französische Unternehmen CO2-Emissionen nach Ländern und Sektoren messen. In einem weiteren Projekt werden Methan-Hotspots wie die Lecks der Nord-Stream-Pipeline aufgespürt. Regierungen und Unternehmen erhalten so nahezu in Echtzeit einen Blick auf die Hotspots der Treibhausgasemissionen und können Gegenmaßnahmen ergreifen.

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Energieeffizienz erhöhen, CO2-Emissionen senken

Der französische Elektrotechnik-Konzern Schneider Electric unterstützt inzwischen 40 Prozent der Fortune-500-Unternehmen dabei, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. So half er dem Supermarktgiganten Walmart in den USA, seine Lieferkette zunehmend mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Bis 2025 will Schneider Electric bei seinen Kunden damit jährlich bis zu 800 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Die Stahlindustrie verursacht 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Schnitzer Steel Industries, ein Altmetall-Recycler aus Portland, Oregon, dagegen wurde 2022 von Corporate Knights, einem auf Nachhaltigkeit spezialisierten Medien- und Forschungsunternehmen, als „nachhaltigstes Unternehmen der Welt“ ausgezeichnet. Die Anlagen des Unternehmens, das inzwischen radius recycling heißt, werden mit CO2-freiem Strom betrieben, die Treibhausgasemissionen wurden seit 2019 um 24 Prozent reduziert. Im letzten Jahr hat die Firma zudem CO2-freie (Net Zero) Stahlprodukte eingeführt (Kompensationen und Gutschriften für erneuerbare Energien für die Herstellungsemissionen) – und damit bewiesen, dass nachhaltiger Stahl rentabel sein kann.

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Kreislaufwirtschaft statt Fast Fashion

Die Verschwendung von Ressourcen, Umweltprobleme und schlechte Bezahlung: In der Modeindustrie steht insbesondere das Fast-Fashion-Konzept immer mehr in der Kritik. Das Startup thredUP will das mit seiner Resale-as-a-Service-Plattform ändern – einer Second-Hand-Website für inzwischen Dutzende Markenhersteller. Das Unternehmen nutzt dabei KI unter anderem für die visuelle Erfassung der Produkte und die Festlegung der jeweiligen Preise. Das dänische Trendlabel Ganni wiederum erreichte 2022 die höchste B-Corp-Zertifizierung für ein modernes Modeunternehmen.

Auch etablierte Unternehmen arbeiten zunehmend nach ESG-Kriterien. The North Face zum Beispiel setzt auf ein Kreislaufmodell und entwickelte dafür Textilien, die nur aus einer Faserart bestehen. Kunden werden zudem dazu motiviert, ihre aussortierte Kleidung im Geschäft fürs Recycling abzugeben. Beim baden-württembergischen Outdoor-Spezialisten vaude ist Nachhaltigkeit schon seit vielen Jahren Teil der Unternehmensmission. So landete die Firma auch wenig überraschend in der Top 10 der ESG-Pioniere 2023, einem Ranking der WirtschaftsWoche.

nachhaltigkeit in der textilindustrie, e-commerceAls globaler Star in Sachen Nachhaltigkeit gilt nach wie vor Patagonia, der kalifornische Spezialist für Outdoor-Bekleidung. Schon frühzeitig nutzte das Unternehmen Bio-Baumwolle für seine Produkte und setzte sich für existenzsichernde Löhne in seinen Zulieferbetrieben ein. Im vergangenen Jahr übertrug der Firmengründer sein Eigentum an der Firma an eine gemeinnützige Stiftung, die mit den Gewinnen, die nicht in das Unternehmen reinvestiert werden, den Klimawandel bekämpfen soll.

Social Impact: von der Tech-Industrie bis zu Schnellrestaurants

Der Crowdfunding-Pionier Kickstarter setzt immer wieder neue Rekorde bei seinen Finanzierungskampagnen. Inzwischen ist die Plattform aber auch für soziale Initiativen bekannt, mit der sie in der Tech-Industrie neue Maßstäbe setzt. So haben sich die Beschäftigten des Unternehmens gewerkschaftlich organisiert und die Wochenarbeitszeit um einen Tag verkürzt. Die Führungsspitze von Kickstarter besteht inzwischen zu 75 Prozent aus Frauen und das Unternehmen spendet 2,5 Prozent seines Gewinns nach Steuern an Organisationen, die gegen Ungleichheit kämpfen.

Auch Fast Food kann nach ESG-Kriterien funktionieren: Die US-amerikanische Schnellrestaurant-Kette Chipotle unterstützt Farmer dabei, auf nachhaltige Landwirtschaft umzusteigen und nutzt erneuerbare Energie. Zudem sind die Bonuszahlungen in der Chefetage direkt von der Erreichung von ESG-Zielen abhängig.

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Support für Unternehmensführung und Mitarbeitende

Fast 40 Prozent des Internetverkehrs in Deutschland wurde 2022 von Bad Bots verursacht. Die Übernahme von Kundenkonten, Anzeigenbetrug und andere Angriffe aus Websites: Für Unternehmen sind diese automatisierten Bedrohungen ein wachsendes Risiko. Das Cybersicherheits-Unternehmen Human Security will diese Vorgänge unterbinden. Im vergangenen Jahr haben die Teams zwei massive Ad-Bot-Betrugskampagnen zur Strecke gebracht: Scylla, das auf 89 Apps abzielte und über 13 Millionen Mal heruntergeladen wurde, und Vastflux, das mehr als 1.700 Apps täuschte, auf 120 Herausgeber abzielte und Werbung auf fast 11 Millionen Geräten schaltete.

Projektmanagement, Arbeitszeiterfassung, E-Learning: Apps für den Unternehmensalltag werden in der Regel für Bürojobs entwickelt. Die Zielgruppe von WorkJam dagegen ist eher im Hotel- und Gaststättengewerbe oder im Einzelhandel zu finden. Mit der App können Mitarbeitende ihre Arbeitszeit erfassen, einfach Schichten tauschen oder Schulungen absolvieren. Diese Verbesserungen vereinfachen den Arbeitsalltag des Personals – gleichzeitig spart das Unternehmen Kosten ein, so die Entwickler.

Fazit

“Statt auf Wachstums- und Profitmaximierung fokussiert die Wirtschaft von morgen auf Nachhaltigkeit, Postwachstum und Gemeinwohl“, so die Prognose des Zukunftsinstituts. Pioniere auf diesem Gebiet findest du in nahezu allen Branchen. Gerade die digitale Transformation bietet Betrieben viele Möglichkeiten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und innovativ zu bleiben. Zukunftsfähige Unternehmen sind nicht trotz, sondern wegen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien erfolgreich.

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