Betriebswirtschaftliche Auswertung: Unternehmen auf Kurs halten

Die betriebswirtschaftliche Auswertung gibt dir einen aktuellen Überblick zur Finanzlage deines Unternehmens. Hier erfährst du, was eine BWA genau ist, welche Vorteile sie dir bringt und wie du sie erstellen kannst.
18.08.2023
8 Minuten Lesezeit
Betriebswirtschaftliche Auswertung: Unternehmen auf Kurs halten
Sven Ole Schubert
Sven Ole Schubert
NAWIDA Redaktion

Weißt du, wie dein Unternehmen in diesem Quartal dasteht? Deine letzte Gewinn- und Verlustrechnung oder Jahresbilanz sind sicher schon einige Monate alt. Eine betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) verschafft dir dagegen einen aktuellen Überblick zur Finanzlage deines Betriebs. Diese ist zwar keine Pflicht – aber wer sie regelmäßig durchführt, kann gerade in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Liquidität sicherzustellen. Hier erfährst du, was eine betriebswirtschaftliche Auswertung ist und wie du eine BWA erstellen kannst. 

Betriebswirtschaftliche Auswertung: Was ist das?

Hier ist eine Definition: Die betriebswirtschaftliche Auswertung ist ein Instrument der Finanzbuchhaltung, das Unternehmen regelmäßig erstellen können, um eine schnellere und übersichtlichere Analyse der wirtschaftlichen Lage zu ermöglichen. Sie dient dazu, die finanzielle Entwicklung des Betriebs zu verfolgen, insbesondere hinsichtlich des Umsatzes, der Kosten und des Gewinns. 

Was gehört in eine BWA?

Die Auswertung umfasst verschiedene Kennzahlen und Informationen, die aus den laufenden Buchungen und Konten abgeleitet werden. Dazu gehören zum Beispiel der Umsatz, die Wareneinsatzquote, die Personalkosten, die Sachkosten, das Betriebsergebnis und der Jahresüberschuss. Diese Informationen werden meist monatlich oder quartalsweise zusammengefasst und in Form einer tabellarischen Darstellung präsentiert.

Das bringt dir eine BWA 

Mit Hilfe der betriebswirtschaftlichen Auswertung kann das Management schnell erkennen, wie erfolgreich das Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum war und ob es notwendig ist, Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage zu ergreifen. Sie ermöglicht eine schnelle Analyse von Gewinnen und Verlusten sowie eine Kontrolle der Kosten und Erlöse. Neben der Dokumentation der aktuellen Situation kannst du mit einer BWA auch Vergleiche mit früheren Perioden oder mit Branchenstandards durchführen, um mögliche Trends oder Abweichungen aufzudecken.

Sind Unternehmen verpflichtet, eine BWA zu erstellen?

Unternehmen sind in der Regel nicht gesetzlich verpflichtet, eine betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) zu erstellen. Es gibt jedoch Ausnahmen – vor allem, wenn eine Bilanzierungspflicht besteht. So sind nach § 238 Abs. 1 HGB Kapitalgesellschaften wie GmbHs oder AGs sowie bestimmte Personengesellschaften, die gewisse Umsatz- und Gewinngrenzen überschreiten, verpflichtet, einen Jahresabschluss zu erstellen, der neben der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung auch eine BWA umfasst. 

Unabhängig von der gesetzlichen Verpflichtung kann die Erstellung einer BWA auch für kleine und mittlere Unternehmen sinnvoll sein. Denn dadurch erhältst du laufend aktuelle Informationen über die wirtschaftliche Situation deines Betriebs und kannst notwendige Entscheidungen treffen. Sie dient als Steuerungsinstrument und ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von Potenzialen und Risiken.

Welche Vorteile bringt eine betriebswirtschaftliche Auswertung?

Auch wenn du nicht verpflichtet bist – das regelmäßige Erstellen einer betriebswirtschaftlichen Auswertung bringt auch kleinen und mittlere Unternehmen viele Vorteile:

  1. Überblick über die finanzielle Lage: Eine BWA liefert einen aktuellen Überblick über Umsätze, Kosten und Gewinne eines Unternehmens. Dadurch kannst du die finanzielle Lage schnell erfassen und Über- oder Unterdeckungen frühzeitig erkennen.

  2. Controlling und Steuerung: Eine BWA ermöglicht die Kontrolle und Steuerung des Unternehmens. Durch den Vergleich der aktuellen Kennzahlen mit den Planwerten oder Vorjahreswerten lassen sich Abweichungen erkennen und gezielte Maßnahmen zur Leistungssteigerung oder Kostensenkung ableiten.

  3. Früherkennung von Problemen: Mit einer BWA kannst du frühzeitig wirtschaftliche Risiken oder Probleme erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Dadurch kann eine drohende Insolvenz vermieden oder zumindest abgewendet werden.

  4. Banken und Investoren: Banken und potenzielle Investoren verlangen oft eine aktuelle BWA als Entscheidungsgrundlage für Kreditvergaben oder Investitionen. Eine aussagekräftige Auswertung kann also das Vertrauen der Banken und Investoren stärken und die Chancen auf Finanzierung erhöhen.

  5. Steuerliche Vorteile: Eine BWA kann als Grundlage für die Steuerplanung dienen. Durch eine rechtzeitige Erkennung von steuerlichen Optimierungspotenzialen können Unternehmen Steuern sparen und ihre steuerliche Situation verbessern.

  6. Unternehmenssteuerung und -entwicklung: Eine BWA hilft dir bei der Unternehmenssteuerung und -entwicklung. Durch die laufende Auswertung der Finanzdaten kannst du Stärken und Schwächen deines Unternehmens erkennen und Verbesserungsmaßnahmen ableiten. 

  7. Transparenz und Rechenschaftspflicht: Eine BWA schafft Transparenz über die finanzielle Situation deines Unternehmens und erleichtert die Rechenschaftspflicht gegenüber Gesellschaftern, Geschäftspartnern oder Mitarbeitenden.

bwa,betriebswirtschaftliche auswertungMit einer betriebswirtschaftlichen Auswertung kannst du die finanzielle Entwicklung deines Unternehmens verfolgen.

Wie sieht eine betriebswirtschaftliche Auswertung aus?

Eine betriebswirtschaftliche Auswertung kann in Form einer tabellarischen Darstellung oder eines Berichts erstellt werden. In der Regel umfasst sie verschiedene Kennzahlen und Informationen, die aus den laufenden Buchungen und Konten abgeleitet werden. Die genaue Gestaltung und Struktur der BWA kann je nach Unternehmen variieren, aber typischerweise enthält sie folgende Informationen:

  • Umsatzerlöse: Die BWA zeigt den Gesamtumsatz des Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum. Dies beinhaltet häufig auch die Aufschlüsselung nach Produkten oder Dienstleistungen. 

  • Kostenarten: Hier werden die verschiedenen Kostenpositionen aufgelistet, zum Beispiel Materialkosten, Personalkosten, Miet- und Pachtkosten, Werbekosten usw.

  • Betriebsergebnis: Dieser Wert ergibt sich aus der Differenz zwischen den Umsatzerlösen und den Kosten. Er zeigt, ob das Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum einen Gewinn oder Verlust erzielt hat.

  • Jahresüberschuss: Der Jahresüberschuss gibt Auskunft über den Gewinn nach Steuern und anderen Finanzierungskosten. Er zeigt, wie viel Geld das Unternehmen nach Abzug aller Kosten und Steuern verdient hat.

  • Liquiditätskennzahlen: Die BWA kann auch Informationen über die Liquidität des Unternehmens enthalten, zum Beispiel den aktuellen Kontostand, den Zahlungseingang und -ausgang sowie die offenen Forderungen und Verbindlichkeiten.

  • Vergleich mit Vorjahreswerten oder Branchenstandards: Die BWA ermöglicht oft den Vergleich mit vorherigen Zeitperioden oder mit branchenüblichen Kennzahlen, um Trends oder Abweichungen zu identifizieren. 

Du hast Pläne für dein Unternehmen, aber dir fehlt das notwendige Kapital, um diese umzusetzen? Mit unserem Investitionskredit-Service unterstützen wir dich dabei, dein Unternehmen voran zu bringen.

Wie erstelle ich eine betriebswirtschaftliche Auswertung?

Um eine betriebswirtschaftliche Auswertung zu erstellen, musst du auf die Buchhaltungsdaten deines Unternehmens zugreifen können. Im Allgemeinen gibt es folgende Schritte, die du befolgen kannst:

  1. Buchhaltungssoftware nutzen: Verwende eine geeignete Buchhaltungssoftware, um die Buchungen und Konten deines Unternehmens zu erfassen. Diese Software ermöglicht es dir, regelmäßig BWA-Reports zu generieren.

  2. Konten und Buchungen überprüfen: Stelle sicher, dass alle Konten und Buchungen korrekt und aktuell sind. Prüfe außerdem, ob alle Einnahmen und Ausgaben erfasst und ob alle Konten richtig gebucht wurden.

  3. Daten zusammenfassen: Sammle die relevanten Kennzahlen aus den Buchhaltungsdaten, die du für die BWA benötigst, wie Umsatzerlöse, Kostenarten, Betriebsergebnis usw.

  4. Daten analysieren: Analysiere die gesammelten Daten, um die wichtigsten Kennzahlen und Trends zu identifizieren. Vergleiche die aktuellen Zahlen mit Vorjahreswerten oder branchenüblichen Kennzahlen, um mögliche Abweichungen zu erkennen und zu bewerten.

  5. BWA erstellen: Nutze die Buchhaltungssoftware, um die BWA in tabellarischer Form oder Berichtsform zu erstellen. Strukturiere die Informationen übersichtlich und stelle sicher, dass alle relevanten Kennzahlen enthalten sind. Verwende gegebenenfalls auch grafische Darstellungen, um die Daten visuell darzustellen.

  6. Interpretation und Maßnahmen ableiten: Analysiere die erstellte BWA und interpretiere die Ergebnisse. Identifiziere mögliche Stärken und Schwächen des Unternehmens und leite daraus geeignete Maßnahmen ab, um die finanzielle Situation zu verbessern oder aufrechtzuerhalten.

Es ist ratsam, die BWA regelmäßig zu erstellen, zum Beispiel monatlich oder quartalsweise, um eine kontinuierliche Überwachung der finanziellen Entwicklung sicherzustellen. Dokumentiere die erstellten BWA-Berichte und bewahre sie für zukünftige Referenzzwecke auf.

Bitte beachte: Die Erstellung einer BWA erfordert Fachkenntnisse in der Buchhaltung und Finanzanalyse. Wenn du dir unsicher bist oder nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügst, ist es empfehlenswert, einen Buchhalter oder Steuerberater zu konsultieren. Dieser kann dich beim Erstellen und der Interpretation der betriebswirtschaftlichen Auswertung unterstützen.

Wer kann mir beim Erstellen einer BWA helfen?

Es gibt verschiedene Anbieter von Buchhaltungssoftware, die dir beim Erstellen einer betriebswirtschaftlichen Auswertung helfen können. Hier sind einige gängige Optionen: 

  • Lexware bietet verschiedene Buchhaltungsprogramme speziell für kleine und mittlere Unternehmen an, die eine integrierte BWA-Funktion haben.

  • DATEV ist vor allem bei Steuer- und Buchhaltungsdienstleistern verbreitet, bietet jedoch auch Softwarelösungen für Unternehmen an, die eine umfassende Buchhaltung und BWA-Funktionen bieten.

  • Sage bietet verschiedene Buchhaltungssoftwarelösungen für Unternehmen unterschiedlicher Größenordnungen an. Viele ihrer Programme enthalten Funktionen zur Erstellung und Analyse von BWAs.

  • QuickBooks ist eine beliebte Buchhaltungssoftware für kleine Unternehmen und Selbstständige. Es bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche und beinhaltet Funktionen wie die Erstellung von BWAs.

  • Excel: Wenn du über fortgeschrittene Excel-Kenntnisse verfügst, kannst du auch deine eigene BWA in Microsoft Excel erstellen. Online sind verschiedene Vorlagen und Anleitungen verfügbar, um dir den Einstieg zu erleichtern.

Bei der Auswahl einer Buchhaltungssoftware ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse deines Unternehmens zu berücksichtigen. Frage daher auch andere Unternehmerinnen und Unternehmer in deiner Branche nach ihren Erfahrungen und Empfehlungen.

Fazit: Mit der BWA finanzielle Stabilität sicherstellen

Die betriebswirtschaftliche Auswertung ist ein wichtiges Instrument für die Planung und Steuerung deines Unternehmens. Sie ist zwar für viele Betriebe nicht verpflichtend, aber auch für KMU bietet sie zahlreiche Vorteile. Denn sie ermöglicht es, frühzeitig auf finanzielle Engpässe oder Probleme zu reagieren und gezielt Maßnahmen zur Verbesserung der Rentabilität zu ergreifen. Durch die regelmäßige Erstellung und Überwachung der BWA kann das Unternehmen seine finanzielle Stabilität sicherstellen und langfristige strategische Entscheidungen treffen.

Hinweis/Disclaimer: Die Fakten zu den Gesetzen und Regelungen haben wir sorgfältig überprüft. Aktuelle Änderungen sind jedoch möglich, alle Angaben sind daher ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder Korrektheit. Die Inhalte dienen der unverbindlichen Information und verstehen sich nicht als Rechtsberatung.

Nichts mehr verpassen