10 Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel im Mittelstand

Um den Fachkräftebedarf nachhaltig zu sichern, müssen Recruiter langfristig planen und neue Wege gehen. Warum fehlt Personal? Wo gibt es Engpässe? Hier sind unsere Top 10 Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.
09.06.2023
9 Minuten Lesezeit
10 Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel im Mittelstand
Frank Mathick
Frank Mathick
NAWIDA Redaktion

Unternehmen in Berlin brauchen derzeit 89 Tage, um eine Stelle zu besetzen, Betriebe in Bayern 165 und in Hamburg sogar über 220 Tage. Doch hinter den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit steckt mehr als der vieldiskutierte Fachkräftemangel aufgrund demografischer Trends. Denn die Unternehmen selbst können rund um Recruiting, Stellenanzeigen und Employer Branding zahlreiche Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel ergreifen. Hier sind unsere Tipps für mehr Bewerbungen und mehr Erfolg bei der Fachkräftegewinnung im Mittelstand.

Top 10 Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Wenn Stellen lange unbesetzt bleiben, dann wird es teuer. Laut Stepstone liegen die durchschnittlichen Vakanzkosten in Deutschland bei etwa 29.000 Euro. Statt darauf zu warten, dass sich geeignete Kandidaten bei deinem Unternehmen melden, solltest du deshalb deine Recruiting-Kanäle überprüfen, neue Technologien nutzen und aktiv auf Talente zugehen. In unserer Liste mit Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel findest du zahlreiche Mittel und Methoden: von einem effizienteren Recruiting und wirksamen Employer Branding bis zur langfristigen Mitarbeiterbindung.

1. Stellenanzeigen optimieren

Das Budget für Online-Jobbörsen ist bei kleinen und mittleren Unternehmen begrenzt. Umso mehr kommt es darauf an, dass die Stellenanzeigen mögliche Kandidaten tatsächlich erreichen. Selbst wenn du ein großes Budget hast, willst du dein Geld sicher optimal investieren.

Um dich dabei zu unterstützen, gibt es Tools wie TALENTSONAR. Mithilfe von KI-gestützten Analysen erfährst du, wann, wo und wie du deine Jobangebote am besten schaltest. Denn von der Wahl des richtigen Stellentitels und der richtigen Plattform hängt es ab, wie viele Bewerbungen du bekommst, ob du schnell passende Talente findest – oder an deiner Zielgruppe vorbei inserierst.

Auch beim Inhalt gibt es Wege, deine Ausschreibung zu optimieren. Das KI-Tool JOBTELLING hilft dir dabei, AGG-konforme Stellenanzeigen zu erstellen. Zudem vergleicht es das Nachfrageverhalten deiner Zielgruppe mit dem Inhalt deiner Anzeige.

Gut zu wissen: Unser Multiposting-Lösung zeigt dir die echte digitale Nachfrage deiner potenziellen Kandidaten. Wir wählen die Kanäle entsprechen aus und erstellen dir ein individuelles, kostengünstiges Multiposting-Angebot:
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2. Bewerbungsprozess verbessern

Biete möglichen Interessenten einen einfachen, schnellen und transparenten Bewerbungsprozess. Sorge für schnelle Rückmeldungen und gib empathisches Feedback, auch bei Absagen. Chatbots sind zudem in der Lage, häufige Fragen von Bewerbenden automatisiert zu beantworten oder an dein HR-Team weiterzuleiten – und das zu jeder Tageszeit und in verschiedenen Sprachen.

In unserem Artikel über KI im Recruiting findest du weitere Möglichkeiten, wie neue Technologien die Candidate Experience optimieren, indem sie

  • die Kommunikation mit Kandidaten verbessern,

  • den Auswahlprozess bei Bewerbungen beschleunigen,

  • Bewerbungsgespräche und Einstellungstests koordinieren und damit

  • den Einstellungsprozess verkürzen können.

Übrigens: Auch eine positive Onboarding-Erfahrung spielt eine wichtige Rolle bei der Fachkräftegewinnung – damit die gerade eingestellten Talente sich willkommen fühlen, Wertschätzung erfahren und nicht schnell wieder abspringen.

3. Karriere-Webseite ausbauen

Die Karriereseite eines Unternehmens gehört zu den wichtigsten Kanälen beim Recruiting. Nach einer Untersuchung durch die Hochschule Rhein Main gibt es dabei jedoch erheblichen Nachholbedarf: Bei einem Ranking von 200 Kriterien erreichten manche Unternehmen gerade mal 21 von möglichen 100 Prozent.

Achte deshalb darauf, dass dein Unternehmen und die Unternehmenskultur sympathisch wirken, lass Mitarbeitende zu Wort kommen und gib Bewerbungstipps. Sorge dafür, dass der Weg zur direkten Online-Bewerbung für Interessenten so einfach wie möglich ist. Deine Karriereseite sollte benutzerfreundlich, für die mobile Nutzung optimiert und dank durchdachter SEO und Seitennavigation gut im Netz zu finden sein. So stellst du deine Arbeitgebermarke ins beste Licht und sorgst für Pluspunkte beim Employer Branding. 

fachkräftemangel maßnahmenDu brauchst Unterstützung beim Recruiting? Von der Stellenbeschreibung, der Auswahl der Plattform bis zur Einstellung: Entdecke jetzt unsere Personalvermittlung für Unternehmen und unser Co-Recruiting!

4. Employer Branding stärken

Laut einer LinkedIn-Studie bekommen kleine und mittlere Unternehmen mit einer starken Arbeitgebermarke 50 Prozent mehr Bewerbungen, sie sind ein- bis zweimal schneller bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden und reduzieren die Fluktuation um 28 Prozent. Nutze daher deine Website, Business-Plattformen und Social-Media-Kanäle, um dein Unternehmen positiv darzustellen. Auch der oben genannte einfache Bewerbungsprozess zählt zu den wichtigen Maßnahmen, um dich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. 

Die beste Werbung sind die Mitarbeitenden. Mache sie zu Markenbotschaftern für dein Unternehmen! Denn nach der genannten Studie ist das größte Hindernis bei der Jobsuche, dass Interessenten nicht wissen, wie Firmenkultur und Arbeitsalltag in einem Unternehmen aussehen. Aber sie vertrauen Mitarbeitenden dreimal mehr als dem Unternehmen, wenn diese persönlich davon berichten. Gerade die jüngeren Generationen wollen authentische Antworten auf Fragen, wie „Warum sollte ich mich gerade bei deinem Unternehmen bewerben“ oder „Welche berufliche und persönliche Entwicklung steht mir bei dir offen?“. Eine der populärsten Plattformen, um diese Fragen zu beantworten, ist Kununu.
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5. Social Media Recruiting testen

Mit attraktiven Inhalten auf deinen Social-Media-Kanälen und ansprechenden Unternehmensprofilen bei LinkedIn und Xing stärkst du nicht nur dein Image als Arbeitgeber. Du kannst diese Plattformen auch nutzen, um Stellenausschreibungen zu bewerben oder aktiv auf Talente zuzugehen. Denn wie Millionen andere, ist auch deine Zielgruppe hier täglich online. So erreichst du mit Social Media Recruiting mögliche Interessenten, die derzeit nicht aktiv nach einem neuen Job suchen. 

Es gibt jedoch Kritiker, die davon abraten, diese Methode in den Mittelpunkt der Recruiting-Strategie zu stellen. Effektive Stellenanzeigen, reibungslose Bewerbungsprozesse und eine positive Candidate Experience sowie eine gute Karriereseite und eine starke Arbeitgebermarke seien wirksamer bei der Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften. Zudem erfordert Social Recruiting zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen. HR-Teams sollten überprüfen, ob dieser Weg zu ihrer Zielgruppe führt und wie viel Aufwand sie investieren können, um damit ihre Personalsuche zu ergänzen.

Lesetipp: unserer Beitrag über Ursachen und Lösungen des Fachkräftemangels.

fachkräftemangel maßnahmen,social media recruiting, active sourcing6. Potenziale im eigenen Unternehmen finden

Manchmal sind passende Kandidaten nur ein paar Meter entfernt: Viele Unternehmen wissen nicht, welches Potenzial in ihrem Personal vorhanden ist. Vielleicht gibt es auch in deinem Team Mitarbeitende, die sich weiterentwickeln wollen oder sich nach einer neuen Herausforderung sehnen? Statt in einen kosten- und zeitintensiven Recruiting-Prozess könntest du stattdessen in die Weiterbildung von Mitarbeitern, also deiner eigenen Fachkräfte investieren. Zudem sparst du dir ein aufwendiges Onboarding und stärkst die Mitarbeiterzufriedenheit.

Im LinkedIn-Report „Die Zukunft des Recruitings 2023“ gehen 76 Prozent der befragten Personaler davon aus, dass diese interne Personalgewinnung in den kommenden Jahren eine wesentliche Rolle spielen wird. Zudem stellte der Bericht fest, dass Mitarbeitende fast doppelt so lange im gleichen Unternehmen bleiben, wenn dieses eine hohe interne Mobilität aufweist. Deshalb würden zukünftig Kompetenzen wichtiger werden als offizielle Qualifikationen wie Uni-Abschlüsse. Höchste Zeit also, die Kompetenzen deiner Mitarbeitenden zu überprüfen und zu sichern.

7. Die Zielgruppe da erreichen, wo sie ist

Ob im Handwerk, in der IT-Branche oder der Industrie: Wegen des Fachkräftemangels gilt es, Maßnahmen zu überdenken und neue Kanäle auszuprobieren. Wer Talente erreichen will, muss dorthin gehen, wo sie sich aufhalten. Das können auch innovative Apps sein.

Zum Beispiel machen jedes Jahr 1,7 Millionen Menschen den Führerschein. Davon sind 78 Prozent im Alter zwischen 16 und 21 Jahren. Wenn eine App für Fahrschüler das Lernen für die Prüfung mit einer Stellensuche verbindet, ist das daher ein idealer Recruiting-Kanal, um diese Zielgruppe zu erreichen. Ein Beispiel für so eine Lösung ist die App FahrHalt.

Viele Apps werden zudem gern von Studierenden genutzt. Weitere Optionen sind Anzeigen auf Sport- und Wissensseiten oder in Chatforen.

8. Potenziale auf dem Arbeitsmarkt nutzen

Neben dem sichtbaren Arbeitsmarkt gibt es weitere Bereiche, in denen du potenzielle neue Fachkräfte finden kannst. Mit Maßnahmen wie einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung oder Optionen für Remote Work kann dein Unternehmen attraktiv für Mütter und Väter werden, die nach einer Auszeit zurück in ihren Beruf wollen. Es lohnt sich auch, ältere Mitarbeitende länger zu binden, um ihr Fachwissen weiter zu nutzen – oder Teilzeitkräfte zu motivieren, ihre Stundenzahl zu erhöhen.

Eine weitere Möglichkeit ist, mit Universitäten und Hochschulen zu kooperieren. So erreichst du die zukünftigen Fachkräfte schon frühzeitig, bevor sie in den Arbeitsmarkt eintreten. Laut dem Berater und Autor Martin Gaedt würden Unternehmen bei der Personalsuche zudem Gruppen wie Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland oder Studienabbrecher ignorieren.

9. Ausländische Fachkräfte anwerben

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz von 2020 sollte eigentlich den Zugang zum Arbeitsmarkt in Deutschland erleichtern. Doch viele Unternehmen kritisierten die trotzdem vorhandenen Hürden bei der Anerkennung von Sprachkenntnissen und Abschlüssen. Das reformierte Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2023 soll nun Abhilfe schaffen. So bekommt die Berufserfahrung ein höheres Gewicht – auch wenn der Berufsabschluss hier noch nicht anerkannt ist. Generell soll der Prozess rund um Bewerbung und Einstellung von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland damit schneller und einfacher werden. 

Der Mittelstand sollte daher keine Scheu haben, auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt nach passenden Kandidaten zu suchen. Und das nicht nur einfach, um offene Stellen zu besetzen und Fachkräfte für das Unternehmen zu gewinnen: „Je diverser Unternehmen sind, desto innovativer sind sie auch“, so die ehemalige Siemens-Personalvorständin Janina Kugel. Was du bei der Suche und dem Einstellungsprozess beachten solltest, das kannst du in unserem Artikel "Ausländische Fachkräfte anwerben die größten Fehler der Unternehmen" nachlesen. 

10. Unterstützung und Inspiration suchen

Viele IHKs haben Fachkräftebündnisse gestartet, mit denen sie Unternehmen bei der Suche nach Arbeitskräften helfen wollen. Weitere Anlaufpunkte sind das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung, das kleine und mittlere Unternehmen bei der Personalarbeit unterstützt, sowie zahlreiche bundesweite und regionale Initiativen. Die Fachkräftestrategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung enthält zudem vielfältige Maßnahmen mit dem Ziel, die Fachkräftesicherung im Mittelstand voranzubringen. Für die Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften findest du auf dem Portal Make it in Germany Informationen und Tipps.

Fazit: Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel nutzen

Offene Stellen schnell besetzen und die nötigen Fachkräfte gewinnen: Diese Aufgaben gehören zu den großen Herausforderungen von Recruiting und HR im Mittelstand. Um den Fachkräftebedarf nachhaltig zu sichern, müssen Recruiter langfristig planen, neue Wege gehen und herausfinden, welche Methoden für ihre Bedürfnisse am besten funktionieren. Das Optimieren von Stellenanzeigen, eine attraktive Arbeitsgebermarke oder schnelle Bewerbungsprozesse – die gute Nachricht ist: Unternehmen stehen viele Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel zur Verfügung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

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